50 Jahre Leichtathletikgemeinschaft Obere Murg
„Vier starke Abteilungen schließen sich zusammen zur LAG Obere Murg“
Forbach/Weisenbach(mar)-
Erwin Wörner, Abteilungsleiter der Langenbrander Leichtathleten, hatte zum Schluss der Saison 1969 seine Sportler zu einem Gespräch ins Vereinslokal „Murgtäler-Hof“ eingeladen. Dazu zählten die Stützen des TV Langenbrand Franz Spissinger, Erhard Künstel und Volker Wörner, aber auch die gerade 1969 sehr erfolgreichen Junioren Hermann Merkel, Wolfi Asal, Bernd Wörner, Sabine Pribbernow und Adi Marxer. Im Prinzip bestand von den Erfolgen her gesehen eigentlich kein Grund sich mit anderen Vereinen zusammen zu schließen. Doch im gesamten Badischen Bereich wurden immer mehr Gemeinschaften gegründet. Im Kreis kam die LAZ Murg (Gernsbach, Obertsrot, Weisenbach, Michelbach, Hörden), die LG Hardt (Durmersheim, Bietigheim) und die LG Baden-Baden. Erwin Wörner stellte uns diese Problematik dar und uns war klar, dass nur mit Verstärkung im Mannschaftsbereich Erfolge erreicht werden können. Am 17. April 1970 war es dann soweit, dass im Murgtäler-Hof“ von den Vertretern der Vereine die Satzung unterschrieben wurde. Dies waren Udo Schmitt (TV Au), Dieter Wunsch (TV Bermersbach), Bernhard Imlauer (TV Forbach) und Erwin Wörner (TV Langenbrand). Mit dabei von Anfang an war Johannes Hermann (TV Au), Hubert Fritz (TV Forbach) sowie Franz Spissinger und Norbert Fritz (beide TV Langenbrand).
Bis jedoch der Satzung 1970 zugestimmt wurde, hatten diese Männer in ihren Turnvereinen Schwerstarbeit zu leisten um die Verwaltungsratsmitglieder zu überzeugen. 1979 sagte Wörner in seiner Ansprache beim Familienabend: „Die 10. Wettkampfsaison war sehr erfolgreich. Damit dürfte jenen Skeptikern und Zweiflern der Wind aus den Segeln genommen sein, die uns bei der Gründung nur eine kurze Lebenszeit voraussagten.“
Nach der Saison 1985 übernahm dann Adi Marxer im Alter von 35 Jahren den Vorsitz und hatte diesen inne bis 2015. Seid diesem Jahr leiten Werner Stößer und Thomas Gerstner die Geschicke der LAG.
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Foto: Feier 20 Jahre LAG 1989

Neben den sportlichen Erfolgen von einzelnen Athleten wurde schon immer der Mannschaftskampf gefördert und zwar in allen Altersklassen von den Kindern, über die Jugend, die Aktivenklassen bis zu den Senioren/innen.
Ein ständiges Thema war seit Gründung der LAG die Sportplatzfrage. 1970 gab es nur eine funktionsfähige Anlage, den kleinen Sportplatz in Langenbrand mit einer Dreibahnen- Rundbahn von 247 Meter Länge. Die erste gemeinsame Aktion der Sportler war die Einfassung der Rundbahn mit Bordsteinen. Damit war das Rundenmaß festgelegt, denn vorher musste jedes Jahr neu vermessen werden, da das Gras immer wieder in die Bahn hineinwuchs. Ebenfalls wurde schon in den ersten Jahren eine Flutlichtanlage unter der Leitung von Bernhard Imlauer und Hubert Fritz installiert. Damit waren auch die Voraussetzungen geschaffen, dass nun auch in der Übergangszeit und im Winter im Freien trainiert werden konnte. Erst als der neue Sportplatz in Bermersbach mit einer Rundbahn von 333 Meter 1972 eröffnet wurde, verbesserten sich die Trainingsbedingungen. Mit den Sportanlagen in Weisenbach, eröffnet 1996, wurde eine weitere Trainings- und Wettkampfstätte geschaffen. Alle drei Sportstätten wurden und werden von den Sportlern zum Training und zum Wettkampf genutzt. So fanden auch 2019 auf allen drei Sportanlagen Wettkämpfe statt. Leider blieb der Wunsch auf eine 400 Meter Rundbahn bis heute unerfüllt.

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Foto: Franz Spissinger/ Sportplatz Eulenflesen

Großartige Wettkämpfe sahen die Zuschauer beim Leichtathletik-Cup der Sparkasse Rastatt- Gernsbach, der zwischen 1987 und 2005 in Langenbrand ausgetragen wurde. So warf 1995 Daniela Costian (Australien), die 1992 die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen von Barcelona gewann, den Diskus auf 63,20 Meter! Weiterhin waren aus Katar der gesamte Kugelstoßkader am Start und Bernard Reibel aus dem Elsaß warf den Hammer über 70 Meter! Auch in den letzten Jahren wurden hochkarätige Veranstaltungen ausgerichtet. Begonnen hat dies 2006 in Weisenbach mit einem Frauenwettbewerb im Dreisprung. Nur Frauen sprangen mit Musik beachtlich weit. Dies sprach sich zuerst im Kreis, dann über den Badischen- bis zum Süddeutschen Raum herum. Seit 2007 gehört der Weitsprung zum Programm (auch die Männer durften mitspringen), 2008 begann mit der Neueröffnung der Stabhochsprunganlage das Meeting „Erst am Himmel ist die Grenze“ und 2009 kam das Kugelstoßen dazu. 2012 wollten die Hammerwerfer in Langenbrand nicht hintenanstehen und so gab es auch das „Hammerwerfen mit Musik“. Die Stadionrekorde in Weisenbach und Langenbrand sind inzwischen so hochwertig, dass es in Zukunft schwer sein wird diese zu steigern. So hält die Deutsche Rekordhalterin im Stabhochsprung Silke Spiegelburg den Rekord seit 2017 mit 4,25 Meter. Kathrin Klaas, Olympiateilnehmerin und mehrfache Deutsche Meisterin warf 2018 in Langenbrand 69,78 Meter und der Vize-Europameister im Weitsprung von Berlin steigerte 2019 den Weitsprungrekord auf 7,87 Meter. Durch gute Organisation gelingt es Claudia Kühn, Bernd Wörner und Adi Marxer immer wieder hochklassige Sportler nach Langenbrand und Weisenbach zu holen. Trotz fehlender 400 Meter Rundbahn stellt sich die LAG auch immer für Kreis- und Badische Meisterschaften im Hammerwurf und beim Waldlauf zur Verfügung.

Seit Gründung der LAG wurde Wert daraufgelegt, dass die Aktiven immer mit einbezogen werden. So wurde von Anfang an im zweijährigen Turnus ein Aktivensprecher gewählt. Auch die Jugendsprecher bis 18 Jahren haben ihren ständigen Sitz im LAG- Ausschuss und können ihre Jugendkasse selbst verwalten. Leider ist momentan diese Position nicht besetzt.

Seit Bestehen der LAG gehören Hüttenaufenthalte und Trainingslager zum Jahresprogramm. So waren die LAG- Sportler die erste Gruppierung die zur Weisenbacher Partnergemeinde San Costanzo nach Italien fuhr und Partnerschaftskontakte pflegte und um im Stadion von Fano zu trainieren.

Stolz ist die LAG- Führung darauf, dass seit Bestehen jedes Jahr ein Familienabend, bzw. – nachmittag ausgerichtet wird mit Unterhaltungsprogramm und Ehrungen der besten Sportler der Saison. So steht auch schon der Termin für die nächste Familienfeier statt. Sie findet am Sonntag, 12. Januar in Bermersbach statt. Vorher wird jedoch am 19. Oktober in der Festhalle Langenbrand mit einem Gala- Abend das 50-jährige Bestehen gefeiert.

Von Bermersbach über Gaggenau nach Mannheim. Von Stuttgart über München bis Berlin nach Madrid. Sogar bis Brisbane (Australien) waren die Sportlerinnen und Sportler unterwegs um an Vereinsveranstaltungen, Kreis-, Badischen-, Baden-Württembergischen-, Süddeutschen-, Deutschen-, Europa- und Weltmeisterschaften teilzunehmen. Zahlreiche Erfolge wurden gefeiert, sowohl bei den Einzel- als auch bei den Mannschaftsdisziplinen. Die Männermannschaft startete von 1974 bis 1997 in der höchsten Leistungsklasse, der Bundesliga. Insgesamt mussten 17 Disziplinen mit jeweils drei Athleten belegt werden. Mehrfach wurde beim Badischen Endkampf Platz 2 belegt. 1989 wurde mit 23024 Punkten die Rekordpunktzahl erreicht Bei diesem Wettkampf kamen21 Sportler zum Einsatz. Nach 1997 startete das Team in der Regional-, Landes- und Bezirksliga.
Es gab auch einige Jahre in denen keine Männermannschaft an den Start ging. In den letzten Jahren übernahm Volker Merkel als Mannschaftsführer die Initiative und 2019 konnte immerhin wieder in der Landesliga ein Team gebildet werden. Eine große Herausforderung war auch die mehrjährige Teilnahme am Borg- Warner Cup der TSG 78 Heidelberg, der international besetzt war. Hier mussten sogar 20 Disziplinen besetzt werden, aber nur mit einem Teilnehmer. 1994 war das Rekordjahr der LAG im Mannschaftskampf. Es wurden 25 Mannschaften gestellt, die insgesamt 223 800 Punkte sammelten. Damit wurde in der Vereinsrangliste in Baden Platz 4 und in Deutschland auch ein vorderer Platz belegt. Deutsche Meister wurden mehrfach die Senioren unter Teamleiter Jürgen Radke und die Senioren M60 standen jetzt am 21. September 2019 in München im Endkampf und belegten Platz 6. Mehrmals wurden Jugendteams Badischer Mannschaftsmeister, so zum Beispiel die B- Mädchen 1978. Sehr viele Badische Meistertitel konnten die Senioren und Seniorinnen im Mannschaftskampf sammeln. Seit Jahren gewinnt die LAG die Pokalwertung bei den Kreiswaldlaufmeisterschaften.
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Foto: Auch 2019 steht eine Mannschaft im Deutschen Endkampf. Das Team M60 belegte in München Platz 6.

Die besten Zehn- und Fünfkämpfer in der Männerklasse wurden über Jahrzehnte von der LAG Obere Murg gestellt. So wurde Peter Spissinger 1982 Baden- Württembergischer Meister der Junioren im 10-Kampf mit 7136 Punkten und die Mannschaft Peter Spissinger, Peter Bachmann und Adi Marxer halten bis heute den Kreisrekord im Internationalen Fünfkampf. Weitere erfolgreiche Mehrkämpfer waren Wolfi Asal, Hermann Merkel, Bernhard Stößer, Karlheinz Morlock, Guido Gerstner, Alexander Fritz, Rüdiger Wobig und Alexander Gerstner.
Bernd Wörner begann mit der Erfolgsgeschichte „Hammerwurf“, die bis heute anhält. In der Männerklasse wurde er siebenmal Badischer Meister. Alwin Merkel, Jürgen Schaub, Ronald Dehn und Mathias Roll setzten die Erfolgsgeschichte fort. Auch Tim Stößer, Bastin- und Corsin Wörner wurden in der Neuzeit mehrfach Badischer und Baden- Württembergischer Meister. Corsin belegte 2019 im Berliner Olympiastadion Platz 9 bei den Deutschen Meisterschaften.
Sabine Pribbernow beherrschte im Kreis die Frauenklasse im Mehrkampf und Wurfbereich. Eine große Tradition hat bei der LAG der Mittel- und Langstreckenlauf. Unter Trainer Hubert Fritz wurden beachtliche Erfolge gefeiert. Rosi Fehr belegte 1978 bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften der Frauen Platz 9 in der Zeit von 2:59,17 Stunden. Diese Zeit ist heute noch Kreisrekord. Mannschaftsmäßig war in diesem Zeitraum die LAG nicht zu schlagen, denn mit Fränzel Müller, Toni Schillinger und Inge Fritz war das Team sehr gut aufgestellt. Toni Schillinger ist seit 1982 Kreisrekordinhaberin im Stundenlauf mit 14 778 Meter. Helmut Krämer, Fred und Theo Gernsbeck waren die besten Mittel- und Langstreckler. Dann kam Werner Kneisch als Trainer. Um Achim und Peter Oberst sowie Klaus Wirth wurde ein schlagkräftiges Team aufgebaut das bis heute noch zahlreiche LAG- Rekorde hält. Die drei Läufer halten auch noch den Kreisrekord mit der 25km- und der Marathon Mannschaft. Weiterhin ist Achim Oberst immer noch die Nummer 1 im Kreis beim 10 Kilometer Straßenlauf und über die Stunde. 1990 wurden Nadine Schillinger, Simone Gernsbeck und Sylvia Roth Badischer Meister mit der 3x 800m Staffel. Sylvia Roth (Schmieder) hat bis heute diesem Erfolg zahlreiche Titel und LAG- Rekorde hinzugefügt. So lief sie vor einigen Tagen beim Berlin Marathon großartige 3:15,08 Stunden und verbesserte damit den Rekord in der Klasse W40. Irmgard Mungenast war jahrelang beste Langstrecklerin der LAG. Simon Gernsbeck-Scherer, Gisa Kohler und Heike Maurer halten den Kreisrekord mit der Marathon Mannschaft. Unter Frank Ziesemer zeigten die Läufer beachtliche Leistungen.
Der Kugelstoßrekord in der Männerklasse wurde permanent gesteigert. So durch Hans- Jörg Künstel auf 15,33m, dann kam Detlev Last mit 15,53m und Tobias Künstel holte wieder den Rekord in die Familie zurück mit 15,63m. Die Diskuswerfer und Speerwerfer sammelten über die Jahrzehnte viele Titel. So Herbert Kieffer, Peter Bachmann und Bernhard Stößer beim Speerwurf und Detlev Last, Achim Gerstner und Ronald Dehn beim Diskuswurf. Bester Dreispringer ist bis heute Hermann Merkel mit 14,20 Meter, Peter Spissinger mit 7,02 m beim Weitsprung und Björn Wunsch mit 2,00 Meter beim Hochsprung. Hans-Peter Wiechert war einer der vielseitigsten Springer. In den letzten Jahren wurde bedingt durch die Weisenbacher Anlage der Stabhochsprungrekord kontinuierlich gesteigert. Rekordhalter ist momentan Anton Stößer mit 4,22 Meter.
Arnold Trentini, Ralf Wunsch und Andreas Kroner beherrschten die Sprintszene. Bei den weiblichen Klassen sorgten Stefanie Asal im Wurfbereich, Heidrun Held im Hürdenlauf und Mehrkampf sowie Monika Blaschke und Hannah Marxer im Sprintbereich für Bestmarken. Hannah Marxer sprang mit 5,87 Meter neuen LAG- Rekord und hält den Kreisrekord beim Stabhochsprung mit 3,60 Meter.
Die Senioren und Seniorinnen der LAG obere Murg sind bis heute eine feste Medaillenbank. Mehrere Welt- und Europameistertitel wurden ins Murgtal geholt. Fast jedes Jahr gab es einen Deutschen Meistertitel. Namen wie Norbert- und Marianne Barth, Jürgen Radke, Hans- Jürgen Gasper, Dieter Bartzsch und Claudia Kühn stehen beispielhaft für die Erfolge der letzten Jahre. So gewann 2019 Roland Heiler(M80) bei den Europameisterschaften den Titel im Kugelstoßen.

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Foto: Seit 2011 hält die 4x 100m Staffel den Deutschen Rekord, Klasse M70, mit 54,37 Sekunden in der Besetzung von lks. Arno Hamaekers, Dieter Bartzsch, Jürgen Radke und Klaus Riesenacker.